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Da in letzter Zeit häufiger Fagen über den Weissfaktor im Raum standen,
haben wir uns an Dareen A Bridge "Emmsmoor" (offizielle Britische Langhaar Collie
Archivistin, unterstützt vom Langhaar Collie Zucht Konzil) gewandt.
Wir wollten ein für allemal Klarheit schaffen und denken Misses Bridge ist es
sehr gut gelungen, in ihrem Artikel die Fragen der Entstehung, der Wichtigkeit sowie
des Erlaubtseins des Weissfaktors zu beantworten. Daher haben wir uns entschlossen,
ihren Artikel auf unserer Homepage zu veröffentlichen.
Unter folgenden Links ist das Original-Dokument sowie die deutsche Übersetzung zu finden:
Der genetische Begriff für den Weissfaktor wird als Piebald Spotting bezeichnet,
welcher überall in der Tierwelt immer wieder auftaucht z.B. bei Mäusen,
Hasen, Kühen, und Pferden usw. Die Informationen darüber liegen auf dem
CFA20 Chromosom.
Ohne ins Detail zu gehen möchte ich hier nur die einfachen Erbgänge beim
Weissfaktor darstellen. Wer sich genauere genetische Informationen zukommen lassen
will soll bei einer Suchmaschine den Begriff Piebald Spotting eingeben. Das Piebald
Spotting bestimmt den Weissfaktor und wird in genetischer Fachsprache mit Sp benannt.
Ganz vereinfacht erklärt gibt es Hunde ohne Weissfaktor (Genetisch= Solid=S),
Hunde mit Weissfaktor (Genetisch=Piebald Spotting Sp) und ganz weisse Hunde
(Genetisch=Extreme white Spotting Sw) wobei diese einen gefärbten Kopf und
teilweise der Kopffarbe entsprechende Flecken auf dem Körper aufweisen können.
In den meisten Fällen erkennt man einen weissfaktorierten Hund von Auge. Wenn man die Anzeichen für den Weissfaktor kennt, weisser Kragen bis über die Schulterblätter hinaus, weiss entlang dem Hinterschenkel aufwärts, weisse Innenschenkel, grössere weisse Schwanzspitze und teilweise weisse Flecken z.B. auf der Hüfte oder Blessen im Gesicht. Die Grösse dieser genannten Abzeichen variieren stark!
Es gibt aber auch Hunde die weissfaktoriert sind und keine dieser Anzeichen tragen. Ganz unabhängig davon welche Anzeichen ein weissfaktorierter Hund aufweist welche ihn als weissfaktorierten Hund bestätigen, er kann immer nur ein Gen für wf weiter geben. Das andere Gen ist bei ihm wie bei den nicht weissfaktorierten Hunden. Es gibt also z.B. zwischen wf Hunden mit mehr oder weniger Weiss keinen Unterschied in ihrer genetischen Anlage, d.h. ein Hund z.B. mit einem Punkt auf der Hüfte vererbt genau gleich viel wf wie einer ohne Punkt. Das "Muster" des wf wird nach heutigem Wissensstand der Forschung nicht vererbt. Die einzige Methode um zu bestimmen, ob ein Hund weissfaktoriert ist, besteht darin sich seine Eltern, Geschwister und Nachkommen anzuschauen.
Ist einer von den Vorgenannten ganz Weiss d.h. z.B. sableköpfig weiss ist
praktisch erwiesen, dass der zu bestimmende Hund weiss-faktoriert ist.
Weissfaktorierte Hunde sind genau so gesund
wie nicht weissfaktorierte Hunde und dürfen auf keinen Fall mit den aus merle
mal merle Verpaarungen entstandenen "double dilutes" verwechselt werden. 50 Prozent
der Hunde aus diesen Verpaarungen kommen mit erheblichen Seh- und Hörschäden
auf die Welt teilweise sogar ohne Augen. Die anderen 50 Prozent hören und sehen
ganz normal was meiner Meinung nach aber keine Rechtfertigung darstellt so einen Wurf
zu "machen".
Um die Relevanz des Weissfaktors beim Collie zu verstehen, muss man zuerst wissen,
von wo der Collie stammt. Zusammen mit seinen Verwandten dem Kurzhaar-, dem Beardie-,
dem Bordercollie und dem Sheltie und einer kleinen Anzahl von Nordamerikanischen
Hütehunden, führen die Wurzeln des Langhaarcollies zurück zum allgemeinen,
landläufigen, britschen Hütehund, welcher 400 Jahre bevor im 18. Jahrhundert
überhaupt die erste Hundeausstellung stattfand, mit Sorgfalt von Schäfern,
Kleinviehhirten- und treibern gezüchtet wurde.
Da die damaligen Bauern auf dem Lande ein sehr hartes, anspruchsvolles Leben führten
und mit einem extrem kleinen Einkommen zurechtkommen mussten, hatten sie Bedarf nach
einem geeigneten, abgehärteten, geschmeidigen, athletischen und intelligenten Hund,
der sie bei ihrer zu erbringenden Arbeit unterstützen sollte. Zu diesem Zweck
benötigten sie ein Tier, welches sich von den Schafen und den Kühen, die
traditionellerweise im Oberland der britschen Inseln grasten, abheben würde und in
den oftmals schlechten Lichtverhältnissen gut sichtbar war. Dies erklärt,
warum alle britischen Hütehunde prächtig gefärbte Körper mit weissen
Stellen, besonders am Hals, Kopf, der Brust und der Rute haben. Aus diesem Grunde haben
die früheren Züchter, auch ohne dass sie irgendetwas über Genetik wussten,
Tiere nach dem Weissfaktor, wie wir ihn heute bezeichnen, ausgewählt. Überwiegend
weisse Tiere wurden entweder nach der Geburt ausgesondert, oder sie wurden dazu gebraucht,
um rund um den Hof mit den jungen Lämmern zu arbeiten.
Als der Collie 1860 das erste Mal im Showring erschien, wurde er wie alle Rassen von
allgemeinen "Schäfern" gerichtet, welche ausnahmslos auffällig markierte
Exemplare (mit viel weiss) den nicht so auffälligen (mit wenig weiss) vorzogen.
Da Aussteller sich schon immer nach dem Typ richteten, welcher des Richters Aufmerksamkeit
erregte, besass der Showcollie traditionsgemäss auffallend weisse Markierungen. Der Fakt,
dass der erste Rassenstandard Farbe als unerheblich betitelte, war auf jeden Fall
irreführend, denn Farbe hatte bei allen Richtern einen beachtlichen Einfluss. Diese
Ungleichheiten betreffend Farbe, waren bis zu einem bestimmten Grad dem zu undefinierten
Standard zu "verdanken", der 1910 unter entsprechendem Untertitel veröffentlicht wurde:
"Farbe und Abzeichen:
sind wesentlich, wenn aber andere Punkte gleich bewertet werden, wird ein Hund mit
"showmässigen" Abzeichen vorgezogen."
Als der Kennel Club nach dem 2. Weltkrieg die Standarde aller Rassen unter seine Fittiche
nahm, wiederholten sich alle vorhergehenden Aussagen. Aber er liess die weissen und
setterroten Hunde aus, was zu viel Aufregung führte, vor allem bei den Langhaar Collie
"Veteranen". Bei Miss Clare Molony, die eine klare
Beschreibung von jeder akzeptablen Farbe im "Collie Verbands Handbuch von 1952" anführte,
galten die folgenden Hinweise über weisse Markierungen:
"Ein voller weisser Kragen, weisse Vorderbeine, weisse
Hinterbeine unter den Hocken und eine weisse Schwanzspitze sind wünschenswert, aber
nicht wesentlich. Eine weisse Blesse im Gesicht ist optional."
In der ersten Herausgabe von Margaret Osborne's
"Der beliebte Collie" (später "Der Collie") druckte sie Miss Molony's Interpretation
des Standards vom Collie Verbands Handbuch. Bei dieser Gelegenheit fügte sie aber etwas
über Farbe und Markierung hinzu. Der Standard von 1919 sagt, dass weisse und
setterfarbene sehr unerwünscht sind und es ist sehr schade, dass diese Klausel
gestrichen worden ist. Eine Liste der akzeptierten Farben sollte integriert werden. Von
diesem Moment an, warb der "Ältestenrat" für eine solche Klausel. Nach einer langwierigen
Diskussion mit dem Kennel Club waren sie endlich erfolgreich mit dem neuen Rassestandard,
welcher im Jahre 1969 herausgegeben wurde:
Farbe: Die 3 anerkannten Farben sind ...
Zobel: Jegliche Schattierung von einem hellen Gold bis
zu einem reichen Mahagony oder schattiertem Zobel. Helle Stroh und Cremefarbe sind höchst
unerwünscht.
Dreifarbig: Vorwiegend schwarz, mit reichen lohfarbenen
Abzeichen vorzugsweise an Beinen und Kopf. Rostschimmer im Deckhaar ist höchst
unerwünscht.
Blau merliert: Vorwiegend klares, silbernes blau,
bespritzt und marmoriert mit schwarz. Reiche lohfarbene Abzeichen sehr erwünscht aber
ihr Fehlen sollte nicht bestraft werden. Schiefferfarbe oder Rostschimmer sind weder in der
Unterwolle noch im Deckhaar erwünscht.
Weisse Abzeichen: Alle oben genannten Farben können
die typischen weissen Abzeichen zu einem grösseren oder kleineren Grad tragen. Die
folgenden Markierungen sind zu bevorzugen: Weisser Kragen, voll oder teilweise, weisses Hemd,
weisse Beine und Pfoten, weisse Schwanzspitze. Eine weisse Blesse kann entweder auf dem
Vorgesicht, dem Schädel oder auf beiden getragen werden.
Der aktuelle Rassestandard variiert nur ein wenig was die Markierungen angeht.
Nach 600 Jahren Züchtung von auffällig mit weiss markierten Collies, müssen
auch diese ohne einen wissenschaftlichen Hintergrund anerkennen, dass die grosse Mehrheit von
Collies aller Typen weissfaktoriert ist, ob sie nun die klassischen Anzeichen für den
Weissfaktor tragen oder nicht. Jetzt ist es nutzlos, eine genetische Charaktereigenschaft,
welche es diesen Tieren erlaubt hat, ihre ursprüngliche Aufgabe vom sammeln, hüten
und vorantreiben von Vieh auszuüben, auszumerzen.
Falsch markierte oder sehr schwer mit weiss gefleckte Tiere sind immer wieder in Würfen
vorgekommen, so wie z.B. die Farbigköpfigen Weissen so wie sie der amerikanische und
kanadische Verband erlaubt. Solch markierte Tiere dürfen
niemals mit double dilute (einer Verdoppelung des Merle Gens) verwechselt werden, da
die Farbigköpfigen genau so gesund sind, wie jeder andere Collie mit beliebig dem Standard
entsprechenden Markierungen. Sie sind genau so ideale Haustiere und oftmals werden sie von
Leuten vorgezogen, die etwas spezielles oder aussergewöhnliches suchen.
Die britische Hundewelt wird vom Kennel Club reguliert und weder dieser noch jemand sonst hat
jemals versucht, einem Züchter ein"Zuchtprogramm" vorzuschreiben. Britische Züchter
können gebrauchen welche Tiere sie wollen, mit der einzigen Bedingung, dass Vater und
Mutter im gleichen Zuchtregister registriert sein müssen. Der Gebrauch von "missmarkierten"
Tieren zusammen mit Tieren, die nicht fähig wären auf Grund ihrer
Spektakulärlosigkeit Lorbeeren zu ernten, hat schon immer ein Teil des seriösen
Züchters Zuchtbasis dargestellt und auch heute noch verdanken sie ihre Kontinuität
dessen Willen, weissgefleckte Exemplare zu züchten, die ansonsten von hohem Standard sind.
Der Clarge Street Kennel Club unterlässt es nicht nur Züchtern bei ihrem Zuchtprogramm
rein zu reden, sondern er hat NIE jemanden davon
zurückgehalten, ein registriertes Tier wie weit es auch immer vom Rassestandard abgekommen
ist, ausszustellen. Das Risiko lag immer bei den Leuten selber, die gegebenenfalls dadurch ihren
guten Ruf verlieren konnten.
Frau George von Beulah Collies, unumstritten eine der erfolgreichsten Züchterinnen und Ausstellerinnen jener Zeit, hatte sehr oft weissfaktorierte Hunde behalten und sie in ihrem Zuchprogramm eingesetzt, sowie andere dazu ermutigt, dasselbe zu tun. Ihr Beulah's Golden Shade (links im Bild oben) war ein sehr stark mit weiss markierter Rüde, was aber den Richter F.W. Ball (Backwoods) nicht davon abgehalten hat, den Rüden an der Blackpool & District Canine Society's Champoionship Show mit einem V1 in der Klasse Limit Dog zu bewerten. Trotz allem war Golden Shade's Showkarriere durch die Markierungen sicherlich gehemmt. Ch. Beulah's Golden Future (rechts im Bild oben), Sohn von Beulah's Golden Shade und Ch Blanco-y-Negro (Bild unten) waren beide offensichtlich weissfaktoriert, wie in beiden Bildern deutlich zu erkennen ist. Weder den einen noch den anderen hat der Weissfaktor davon abgehalten, UK Champion zu werden und erfolgreich als Deckrüden gebraucht zu werden. Vor allem Golden Future war berühmt als der letzte Champion vor dem 2. Weltkrieg. Er war auch der Vater vom ersten Champion nach dem 2. Weltkrieg und Grossvater von Ch. Beulah's Golden Fuson Kin und Golden Flora, letztere war auch die Mutter des unsterblichen Ch / Ir Ch. Lochvinar Of Ladypark.
Vor nicht all zu langer Zeit wurde dieser weissgefleckte bluemerle Rüde (Bild oben) zum Champion gemacht, während der Zeit als Collie Langhaar Championship Shows im Durchschnitt bis zu 200 angemeldete Hunde zählten. Auch er wurde sehr oft als Deckrüde genutzt. So oft, dass er fast alle bluemerle Linien der heutigen Zeit beeinflusst. Schlussendlich hat auch dieses Jahr eine weissgefleckte Hündin (Bild unten) eine erfolgreiche Welpenkarriere mit einigen Res. CAC und einem Gewinn an der diesjährigen Championship Show von unserem Club CAC und BOB gemacht. Ich bin mir sicher, dass sie auch bald zur Zucht eingesetzt werden wird. Sie werden bemerkt haben, dass diese Hündin sowie auch der Rüde kein weiss an der Aussenseite des Schenkels tragen, aber trotzdem sind diese beiden Collies weissfaktoriert mit weissen Markierungen auf dem Rücken.
Disqualifizierende Fehler existieren im Kennel Club nicht.
Trotz allem kann ein Richter einen Hund disqualifizieren, von dem er annimmt, dass er
gefährlich (agressiv) ist oder eine ansteckende Krankheit hat. Es ist nun 40 Jahre her als
der Kennel Club alle Fehlerklauseln im Standard gestrichen hat und sie ersetzt hat durch:
"Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten sollte als Fehler
angesehen werden, dessen Bewertung im genauen Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen
sollte."
Durch das Abkommen von der früheren Praxis, wollte man eher das positive als das negative
Richten anpreisen.
Europäische Länder wie auch viele andere Länder auf der Welt fallen unter die
Zuständigkeit des FCI, welcher immer den Standard des
Ursprungslandes adoptiert. Ausser ein anderes Land stellt Forderungen auf den Anspruch der
Herkunft der Rasse. Darum hat ganz Europa den britischen Standard für alle Collies übernommen.
Das bedeutet, dass der britische Standard für Langhaar Collies keine disqualifizierenden
Fehler beinhaltet. D.h. kein Langhaar Collie kann disqualifiziert werden, weil er im Formwert dem
Standard ungenügend entspricht. Diese Regeln traten in Kraft, als ein britischer Richter
einen sableköpfig weissen Collie an einer grossen europäischen Show disqualifizierte,
der in den USA gezüchtet wurde und deren Standard entspricht. Der fragliche Richter wurde
sofort darauf hingewiesen, dass diese Prozedur unrecht war und dass er dieses Tier hätte
richten müssen, ihm aber die schlechteste Fromwertnote hätte geben können, wenn
das Tier nicht dem Standard des Herkunftslandes entspricht.
Bis jetzt habe ich nur darüber gesprochen, wie der Einfluss von vergangenen und heutigen
weissfaktorierten Collies in der Show und Zuchtwelt aussieht, aber nicht über dessen
Vererbung, welche vom Grossteil bis heute unverstanden bleibt, obwohl genügend Literatur
darüber zur Verfügung stände. Z.B. in "Breeding for Colour in Rough and Smooth Collies"
und anderen wissenschaftlichen Büchern.
Während wir momentan davon ausgehen, dass das extrem spotting Gen für den Weissfaktor beim
Collie verantwortlich ist, muss dabei eingeräumt werden, dass weitere Untersuchungen zu
einem anderen Ergebnis führen könnten, vor allem weil es so aussieht, als würde
die Vererbung nicht nach dem klassischen Mendelschen Regeln vorgehen. Farbigköpfige Hunde
und andere weisse sind schon in Würfen vorgekommen, wo keiner beider Eltern Anzeichen von
Weissfaktor zeigten, so wie auch zwei weissfaktorierte Hunde zusammen verpaart werden können,
die nur wenig (also nicht weissfaktorierte) Welpen produzieren, welche weniger die Aufmerksamkeit
eines Richters auf sich ziehen.
Aus diesem Grunde kann nur ein kleiner Vorteil daraus resultieren, die Auswahl der Verpaarungen
zu limitieren für jeden Collie, ob weissfaktoriert oder nicht, vorausgesetzt er ist ein gutes
Exemplar und angemessen frei von anderen vererbbaren Konditionen. Wenn eines Hundes DNA Resultate
beweisen, dass er frei von weit verbreiteten kranken Genen ist, sollte die Zucht mit solchen Tieren
eher ermutigt werden, als irgendetwas anderes. Vor allem im heutigen Klima, wo angestrebt wird von
Krankheit freie Tiere zu züchten, die genetische Vielfältigkeit zu erhalten und die
Öffentlichkeit zu "befriedigen".